Schwarzer Tag für die „Jura“
Nebel hängt am 12. Februar 1864 über dem Bodensee. Um 10 Uhr 30 verlässt das Dampfboot „Stadt Zürich“ pünktlich den Hafen Konstanz in Richtung Romanshorn. Kapitän Brunner erkundigt sich noch nach dem genauen Kurs der „Jura“ welcher er auf dieser Strecke regelmäßig begegnet. Auch gibt er den Befehl die Dampfpfeife und die Glocke ständig zu betätigen.
Auf der „Jura“, deren Fahrt sich in Romanshorn um 30 Minuten verzögert hat, läßt Kapitän Motz, dem die Fahrt in der trüben Suppe auch nicht geheuer ist, ebenfalls Dauersignal geben.
Es ist genau elf Uhr, als die Fahrgäste an Deck mit Entsetzen wenige Meter vom Bug ein anderes Schiff aus dem Nebel auftauchen sehen. Der Zusammenstoß ist unvermeidlich. Mit einem Winkel von zehn Grad bohrt sich die „Stadt Zürich“ in die Steuerbordseite der“Jura“ und hinterlässt dort ein 3 Meter breites Leck.
Beim Zusammenprall wird ein Matrose über Bord geschleudert und ertrinkt. Obwohl die „Jura“ innerhalb von vier Minuten über Bug versinkt, gelingt es allen Passagieren und der Mannnschaft sich auf die „Stadt Zürich“ zu retten.
Im Februar 1953 entdeckte Ludwig Hain vor Bottighofen auf der Suche nach einem im zweiten Weltkrieg abgestürzten Flugzeug das Wrack der „Jura“ in ca. 39 m Tiefe. Das Schiff steht nahezu eben auf dem Kiel auf dem Seegrund. Der Bug ist von Schlamm bedeckt, der nach Baggerarbeiten für den Kreuzlinger Hafen an dieser Stelle verklappt wurde. Inzwischen gilt das Wrack unter Tauchern als bekanntestes Süßwasserwarck Europas.
Seit einigen Jahren ist es im TCR Tradition im Frühjahr eine Ausfahrt zur „Jura“ zu unternehmen. An einem sonnigen Märztag machen wir uns auf den Weg nach Unteruhldingen. Dort erwartet uns das Tauchboot. Schnell sind alle Geräte und der Rest ausgeladen. Nach einer kurzen Einweisung durch Herbert den Kapitän der „Concrete Lady“ (weitere Infos hier), wissen wir wie unser Tauchgerödel optimal verstaut wird und es geht in gemütlicher Fahrt auf die andere Seeseite Richtung „Jura“. Diesmal sind wir leider nicht die ersten Taucher am Wrack. Einige Schweizer sind schon im Wasser. Wir warten bis diese ihren Tauchgang beendet haben und beginnen dann unseren Abstieg zur „Jura“. Leider hat das Wrack durch die vielen Tauchgänge die dort stattfinden schon sehr gelitten. Ich kann mich noch an meine ersten Tauchgänge erinnern. Der Kamin des Schiffes war noch an Ort und Stelle und war das erste was man beim abtauchen von der „Jura“ zu sehen bekam. Heute liegt er neben dem Wrack.
Für alle Nichttaucher besteht die Möglichkeit mit der „Hohentwiel“ eine Fahrt auf den Bodensee zu machen. Es ist der einzige noch in Betrieb befindliche Raddampfer am Bodensee (weitere Infos hier). In der Schweiz gibt es insgesamt 14 Raddampfer die als Ausflugsschiffe auf den verschiedenen Seen fahren und die Besucher und Technikfans begeistern.