Isla de Guadalupe

Wenn man diesen Namen hört denkt man an Karibik Palmen und was man sonst noch damit verbindet.

Es gibt aber auch eine andere Insel mit dem gleichen Namen. Diese liegt vor Mexico im Pazifik, in der Nähe der Baja Calfornia. Sie ist 30 km lang, 14 km breit und 1.400 m hoch und bis auf ein paar Ranger, Robben und Seelöwen unwirtlich und unbewohnt.

Um weisse Haie zu sehen gibt es auf der Welt drei Destinationen. Südafrika, Australien und Isla de Guadalupe. Bei den beiden erstgenannten kann es allerdings passieren, dass man eine Woche mit dem Boot hinausfährt und keinen weissen Hai zu Gesicht bekommt. In Südafrika kommt dazu noch die schlechte Unterwassersicht. Daher haben wir uns entschlossen den Trip nach Guadalupe zu machen.

Von Stuttgart fliegt man nach Atlanta, steigt dort um und es geht weiter nach San Diego. Nach einer Übernachtung in einem Motel bricht man dann am anderen Morgen mit der Searcher zu einer 12stündigen Tour nach Guadalupe auf. Schon die lange Fahrt ist eine Herausforderung, dazu kommen aber noch 5-6 m hohe Wellen. Man ist die gezwungen, sich während der ganzen Fahrt irgendwo festzuhalten oder aber sich in die Koje zu legen. Jeder ist froh, als die Insel in Sichtweite kommt. Wir ankern ca. 150 m vor der Insel und nach   vielen Stunden ist es möglich sich auf dem Schiff -ohne irgendwo festzuhalten- zu bewegen. Nach einem ausgiebigen amerikanischen Frühstück werden die beiden Käfige am Heck des Schiffes ins Wasser gelassen und verankert. Die ersten Taucher stehen schon bereit und lassen sich die Hosenträgerbleigurte umhängen. Es wird dann noch das Fußblei angebracht und ab geht es für eine Stunde in den Käfig. Die Luftversorgung erfolgt über einen langen Mitteldruckschlauch.

Die Besatzung hat in der Zwischenzeit das Blut angerührt und kippt dieses ins Wasser. Ferner wurden zwei Köder (Thunfische) hinter den Käfigen ins Wasser gebracht. Typisch amerikanisch wird ein Unterwasserlautsprecher versenkt und es laufen CDs mit Rockmusik (damit es einem im Käfig nicht langweilig wird).

Das Wasser hat nur 23 Grad und einige der Reiseteilnehmer sind mit ihrem Trockentauchanzug angereist, da es nach einer Stunde stehen im Käfig (dann wird gewechselt) doch recht kalt wird.

Die ersten Haie umkreisen nach kurzer Zeit die beiden Käfige. Wenn diese aus der Tiefe kommen sind sie erst zu sehen wenn man ihren weissen Bauch sieht, dann sind sie aber schon ganz nah am Käfig. Durch ihren dunklen Rücken können sie von oben im Blauwasser nicht ausgemacht werden. Es ist schon beeindruckend, wenn ein 5 m langer weisser Hai direkt an den Käfig kommt und uns sein Gebiss zeigt. Die Geschwindigkeit, mit der diese Tiere unterwegs sind, unterschätzt man gewaltig. Selbst bei einer Kamera mit Motor kann es passieren, dass man das Tier nicht komplett auf das Foto bekommt. Die immer als gefrässige Fressmaschinen dargestellten Haie benehmen sich allerdings vollkommen anders. Der ausgelegte Köder wird mehrmals umkreist, angestoßen und dann beim dritten mal wird zugebissen.

Bei unserer Tour war der durch seinen Film über die weissen Haie bekannte UW-Filmer Ralf Kiefner und seine Partnerin und Kamerafrau Andrea Ramalho an Bord. Gedreht hat er diesen Film in Südafrika überwiegend ohne Käfig. In den Gewässern um Guadalupe würde auch er allerdings trotz der guten Sichtverhältnisse nicht ohne Käfig tauchen.

 

Ein besonderer Tauchgang ist der Abstieg im „Einzelkäfig“. Dieser wird mittschiffs auf ca. 5 m abgelassen. Im Gegensatz zu den beiden anderen Käfigen ist dieser oben offen. Ich hatte das Glück, dass bei meinem Tauchgang ein 4 m großer weisser Hai direkt auf mich zuschwamm. Etwa einen Meter vor mir drehte er ab um sich den beiden oberen Käfigen zuzuwenden, da dort der Köder angebracht war. Ich war für ihn völlig uninteressant. Zu unserem Bedauern verfügt die Searcher über kein Beiboot, sodass uns leider ein Übersetzen auf die Insel nicht möglich war. Nur aus einiger Entferung konnten wir daher die Seeelefanten und Seelöwenkolonie betrachten. Die Tage vergehen wie im Flug und wir müssen uns wieder auf die beschwerliche „Heimreise“ nach San Diego machen. Jeder von uns überlegt, wie er die nächsten 12 Stunden am besten übersteht, da wir den gleichen hohen Wellengang wie auf der Hinfahrt haben werden.

Das Fazit aus dieser Reise. Weisse Haie sind faszinierende Tiere und werden zu Unrecht als Bestien des Meeres dargestellt. Ich bin froh diese Tiere gesehen zu haben. Nach Expertenmeinungen sind Weisse Haie zum Aussterben verurteilt und es muss davon ausgegangen werden, dass unsere Kinder diese Tiere nur noch auf Filmen ansehen können. Dazu trägt das weltweite Finning bei und die sonstigen Fangmethoden der Fischereiflotten.

Für diejenigen, die sich noch weiter informieren wollen, habe ich unten einen Link zu Sharkproject angebracht.

Jürgen Steiner

http://www.sharkproject.org/

 

Andrea Ramalho u.

Ralf Kiefner